Neue Geschmäcker für Drinks
Freddie Schefferski, Barchef im beliebten Hamburger „Jing Jing“, einem Mix aus Thai-Restaurant und Bar, stimmt zu: In der Bar steht normalerweise die frische Frucht – etwa die Zitrone – im Mittelpunkt. Doch in den vergangenen Jahren gewinnt das Thema Fermentation und das damit verbundene Entfalten neuer Aromen zunehmend an Bedeutung. So lässt sich der Geschmack der begrenzten Zutatenpalette an der Bar völlig neu gestalten.
Gurkenmilch
Beispiel eins: die Gurke. Natürlich kann man sie frisch in einen Gin & Tonic geben. Spannender aber findet Schefferski es, ihr durch Laktofermentation – also mithilfe von Milchsäurebakterien, die Zucker in Milchsäure umwandeln – einen intensiveren Geschmack zu verleihen. Die Basis für seine „Gurkenmilch“: zwei Kilo Gurken, vermischt mit 1,5 Litern Salzwasser (2 % Steinsalz), luftdicht verschlossen. Das ist wichtig, damit keine unerwünschten Bakterien eindringen und die Milchsäurebakterien ungestört arbeiten können. Wer keinen Vakuumierer zur Hand hat, kann auch ein Einmachglas verwenden, das oben mit Steinen (oder Murmeln) beschwert wird. Man kann – wie beim Garum – auch Öl aufgießen. „Dann schmeckt das Öl sogar nach Gurke“, erklärt Heiko Antoniewicz. Vielleicht eine Idee fürs Barfood?
Nach drei bis vier Tagen bei Zimmertemperatur ist das Ferment fertig – der Vakuumbeutel hat sich durch die Gasbildung deutlich aufgebläht. Die Flüssigkeit wird gefiltert, mit 50 % Zucker und etwas Essig (10 ml pro Liter), frischer Limette, Agave und Tequila (Código 1530), den Schefferski mit Thaibasilikum aromatisiert hat, vermischt. Ein würziger, erfrischender Drink.
Tomaten-Kombucha
Drink zwei ist ein Tomaten-Kombucha. Kombucha ist ein fermentiertes Getränk aus gesüßtem Schwarz- oder Grüntee. Den Gärprozess startet ein SCOBY (Symbiotic Culture of Bacteria and Yeast), den man z. B. online kaufen oder von anderen Kombucha-Brauer*innen bekommen kann. Ähnlich wie einen Sauerteigstarter kann man ihn immer wieder verwenden. Kombucha braucht Zeit (mehrere Wochen bis Monate), Dunkelheit und Zimmertemperatur. Abgefüllt wird er idealerweise in Bügelflaschen – da er mit der Zeit moussieren kann, sollte man gelegentlich Druck ablassen.
Freddie verwendete für seine Collins-Variante geklärten Tomatensaft passierter Cherrytomaten (1 Liter), dazu 150 ml Ahornsirup. „Man kann auch Lorbeerblätter dazugeben“, so sein Tipp. Weitere Zutaten: 40 ml Gin (Beefeater), 30 ml Basis, 20 ml Tee (erdig-würziger Pu Erh) und 10 ml roter Portwein zur Abrundung. Ein frischer Tom Collins mit einer Spur von Bloody Mary. Ausgezeichnet!